Armut heute heißt nicht trocknes Brot,das essen die Reichen, vom Biobäcker, drei Euro das Pfund, zu gedämpftem Ökogemüse. Du ißt Fleischsalat, mit
ganz leichtem Stich, den man kaum schmeckt. Heißt auch nicht mehr
geflickte Hosen fürs Kind, wenn auch der Hohn
übers T-shirt vom Grabbeltisch ebenso weh tut wie einst über den Flicken aufm Häuslerjungen seim Hintern. Armut heißt nicht mehr im Kalten
sitzen, warm hast dus auch als letzter Mieter im
Eckhaus an der Kreuzung, wo die Luft so blei-
haltig ist wie in Tombstone. Armut heißt nicht mehr
leere Räume, sondern vollgestopfte mit altem Gerümpel, das du nicht wegwirft, du könntest es nie
ersetzen. In leeren Räumen wohnen die Yuppies, eine
Matratze und ein PC. Armut heißt nicht mehr: kein
Fernsehn, sondern kein Platz für Bücher, heißt nicht
mehr daß dein Kind mit fünf stirbt, sondern mit
vierzig. Ganz komfortabel ist die Armut geworden, es gibt sie nicht mehr, eigentlich.